Tage der Woche
So wie im Jahreslauf die heilsgeschichtlichen Ereignisse memoriert werden, sich die Heilsgeschichte widerspiegelt, geschieht dies in der Woche und an jedem einzelnen Tag. Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest, an dem in der Eucharistiefeier die Auferstehung gefeiert wird, jeder Freitag memoriert den Karfreitag. Aus eben diesem Grund wurde an diesem Tag kein Fleisch gegessen, gilt dieser Tag heute noch als ein Tag, an dem Fisch oder Eier auf den Tisch kommen oder aber ein anderes Opfer gebracht wird.
Der Begriff Woche
Das Wort "Woche" (lat. vices, mhd. woche, ahd. wohha, wehha, got. wiko, engl. week) geht zurück auf eine indogermanische Wurzel, die mit "weichen" und "Wechsel" verwandt ist. Aus "Weichen, Platzmachen" entwickelte sich die Bedeutung "Reihenfolge (in der Zeit), regelmäßig wiederkehrender Zeitabschnitt". Der verwendete Begriff bezeugt den Ursprung der Woche durch die Beobachtung des Mondwechsels, der eine sieben-, manchmal auch achttägige Woche grundgelegt. Vorchristliche altgermanische Erzählungen belegen eine achttägige Woche. Wenn die Rede von neun Nächten ist, so fasst dieser Terminus den ersten und den letzten Tag zusammen, vergleichbar unserer Redensart von acht Tagen für die Woche (lat. Nonae, nundinum, nundinae, novendinae).
Zur Geschichte der Woche und ihre Zählung
Zum Ausgang des 3. Jahrhunderts nach Christus war die siebentägige Woche bei den Christen schon üblich. Die Siebentagewoche scheint durch die Teilung von vierzehn Tagen, die Zeit zwischen Vollmond und Neumond, in zwei gleiche Hälften entstanden zu sein. Sie findet sich bei den unterschiedlichsten Völkern, seit Urzeiten auch bei den Juden.
Im 2. Jahrhundert vor Christus kam die siebentägige Woche, deren Tage nach Planeten benannt war, aus Alexandrien nach Griechenland und verdrängte dort die Dekaden (lat. deca = zehn, zehntägige Woche). Auch bei den Römern fand die siebentägige Planetenwoche mit einer festen Reihenfolge von benannten Wochentagen Eingang: Saturn eröffnete die Woche, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter und Venus folgten. Nach dieser Zählung wurde die Woche durch den Samstag eröffnet, der für die Juden wiederum der siebte Tag der Woche war. Aus jüdischem Blickwinkel stellte der Sonntag, der Tag der Christen, einen "achten" Tag dar.
Seit Anfang des 4. Jahrhunderts nach Christus hatte sich der Sonntag als Wochenanfang durchgesetzt. Der Sonntag war der erste Tag der Woche, d.h. von der Auferstehung her ergab die Woche, das menschliche Leben "in der Zeit", einen Sinn. Die heute meist übliche säkulare Wochensicht mit Montag als dem ersten Tag der Woche kann für sich in Anspruch nehmen, auf eine alte Tradition zurückzugreifen. Da der Sonntag kein gewöhnlicher Wochentag, sozusagen ein Wochentag außer Konkurrenz war, zählten die einfachen Leute die Wochentage beginnend mit Montag. Er war somit nach dieser Rechnung, nicht nach der theologischen Betrachtungsweise, der erste Tag der Woche. Die "ungeraden Wochentage", also Montag, Mittwoch und Freitag, waren die "fleischlosen Tage", an denen kein Fleisch und keine Wurst auf den Tisch kamen. Die "geraden Wochentage", also Dienstag und Donnerstag, waren dagegen "Fleischtage", an denen Fleisch gegessen werden durfte - aber nicht musste, zumal man aus wirtschaftlichen Gründen auch meist nicht konnte.
Die Kirche suchte die heidnischen Namen der Wochentage, ohne nachhaltigen Erfolg, durch die schon bei den Juden übliche Zählung zu ersetzen. Eingang fanden diese Bezeichnungen in die Liturgie: Der Sonntag war der dies dominica, die Wochentage wurden feriae genannt. Montag war feria secunda, Dienstag feria tertia, Mittwoch feria quarta, Donnerstag feria quinta, Freitag feria sexta, Samstag feria septima oder sabbati. Die Zählung geht hier natürlich vom Sonntag als dem ersten Tag der Woche aus, eine Sichtweise, die in den meisten Kalendern und im Sprachgebrauch - den Sonntag erfahren wir heute als "Wochenende" - nicht mehr präsent ist. Besondere Geltung haben bestimmte Wochen des Jahres: die Karwoche, die Seelenwoche, die Schoppwoche. Die beiden letzten enthalten Elemente vorchristlicher Herbstfeiern, wie sie Ende September und Anfang Oktober gefeiert wurden. Die mittelalterliche Kirche hat für die gleiche Zeit eine heilige Gemeinwoche angesetzt, die mit dem ersten Sonntag nach Michaelis (damals 29. September) begann.