Mittwoch
In der römischen Woche war Mittwoch der dies Mercurii. Die romanischen Sprachen führen diese Tradition fort: frz. mercredi, ital. mercoledi, span. mièrcoles. Im Deutschen trat Wotan für Merkur ein: ahd. Wuotanestac, altnord. Odinsdagr, engl. wednesday, im Niederdeutschen: Wodenestag, Godenstag, Gutentag, Gaunstag, Gunstag. Bereits vor dem 10. Jahrhundert aber entsteht unter christlichem Einfluß der "Mittwoch" (ahd. mittawecha, mhd. mittewoche). Als Varianten treten auf: Gaunsdach (Westf.), Godenstag, Godesdach, Goidesdach, Gonsdach, Gudestag, Gudenstag, Gunstesdach, Kudenstag, Macherdag (Rheinl.), Michtes, micken, mickte, midechen, middeweke, Mittach, mittichen, mitche, Odestag, Odenstag, Sinsdach, sistag, Wonesdach, Wunentag, Wuonsdach. Liturgisch heißt der Mittwoch feria quarta. Der Mittwoch ist - als ungerader und dritter Wochentag - Fasttag. Die Begründung hierfür lieferte die Annahme, Jesus sei an einem Mittwoch gefangengenommen und verurteilt worden. Ein besonderer Mittwoch ist der Aschermittwoch, der bei den Balkanvölkern als "verrückter Mittwoch" galt, weil er zur volkstümlichen Behandlung Geisteskranker diente. Ein anderer besonderer Mittwoch ist der Mittwoch in der Karwoche, der Karmittwoch. Er wird er auch als "krummer" oder "schiefer Mittwoch" bezeichnet, was darauf zurückgeführt wird, dass die Fastenquadragese durch diesen ungeraden, überschüssigen Tag nicht mit 40, sondern mit 41 Tagen abschloss. Für Westfalen ist die Bezeichnung "krummer" oder "schiefer Guetentag" schon 1386 belegt. Der Karmittwoch führte aber auch noch andere Namen: In den Niederlanden hieß er "Skortel-Woensdag (= Hemdmittwoch) oder "Schorel-Woensdach" (= Reinigungsmittwoch), in Ostfriesland "vit Midweck", in Süddeutschland "Platzmittwoch", weil an diesem Tag die Osterlämmer auf dem Marktplatz als potentielle Osterbraten angeboten wurden. In Niederösterreich hieß der Karmittwoch auch "Pumpermittwoch". Diese Bezeichnung verweist auf das besondere Lärmen hin, das in der Pumper- oder Rumpelmette dieses Tages üblich war, durch das sich die Gemeinde über den Verrat des Judas in diesem Tag der Karwoche äußerte. Er wird aber auch in Beziehung gesetzt zu dem Lärm, den die Knechte machten, als sie Jesus im Garten Gethsemane aufgriffen oder gilt als Hinweis auf die andersartigen Geräusche vor und während der Messe, die ab Donnerstag galten, "wenn die Glocken nach Rom flogen". Diese Deutung hat eine Beziehung zu der Bezeichnung "krummer" oder "schiefer Mittwoch", also zu einem Tag, der aus der normalen Ordnung herausfällt. In Syrien dagegen heißt der Karmittwoch "Mittwoch des Propheten Hiob". Christen, Juden und Muslime begeben sich an diesem Tag vor Sonnenaufgang an das Meeresufer und waschen sich Gesicht, Hände und Füße. Diese Waschung soll vor Krankheiten schützen und sogar Erbkrankheiten heilen. Sie geschieht in Erinnerung daran, dass ein Engel die Wunden des Hiob mit Meerwasser gewaschen und geheilt hat. Als Wotans Tag war der Mittwoch ein heiliger Tag, an dem die Arbeit ruhte. Es wird angenommen, dass sich durch die Christen, um die Erinnerung an Wotan zu verdrängen, der Charakter des Mittwochs als Unglückstag geprägt hat. Anlass dazu war der Verrat des Judas, dessen am Karmittwoch gedacht wurde. Deshalb galt der Mittwoch als Teufelstag, an dem die Hexen besondere Macht besaßen. Diese abergläubische Annahme fand überall da besondere Unterstützung, wo der Begriff Mittwoch übernommen worden war. Die Bezeichnung "Mittwoch", das Fehlen des Wortes "Tag" im Namen, förderte die Annahme, dies sei kein vollwertiger Tag, nichts Halbes und nichts Ganzes, lediglich die Wochenmitte. Die Folge dieses Aberglaubens war, dass man am Mittwoch nichts anfangen sollte, was Bestand haben musste, weder in der Landwirtschaft noch sonstwo. Mittwochshochzeiten, so meinte man, führten ins Unglück. Die Ehe scheitert oder die Eheleute bringen es zu nichts. Zeitweise war der Mittwoch auch der Hochzeitstag der "gefallenen Mädchen", der Witwen und der Witwer.